schöne zeilen über tomte

Dass auch zu Gitarrenmusik Texte geschrieben werden können, die so etwas wie Leichtigkeit haben, das zeigen Tomte, auch eine Band der Hamburger Schule, mit dem programmatischen Titel ihrer CD Buchstaben über der Stadt. Es ist ein eher beiläufiges Weltgeplänkel, das der Sänger Thees Uhlmann da zusammendichtet, ein schemenhafter Utopismus, wie er im Song So soll es sein erscheint.

den Rest werden wir nehmen
wir werden trauern in einer wortlosen Welt
wir werden pur und simpel lachen
wir werden schwimmen im Geld

Zwar kommt auch Uhlmann nicht ohne die Worte Angst, Leben, Weg und Sterben aus, existenziell muss es schon sein, aber die losen Enden der Geschichten baumeln auf angenehme Art im Raum, der ein großstädtischer ist, bewohnt von Menschen, die ihre Naivität nicht ganz verlassen hat. Es geht nicht um den Alltag, es geht nicht um den besonderen Moment, es geht um irgendetwas dazwischen.

ich sage die Sonne scheint so oder so
die Wolken entscheiden ob du sie siehst
man könnte sagen dass man das
stärker liebt was man seltener sieht

Auch Tomte lieben den Nebel, der sich um Worte bildet, auch sie sind der Meinung, dass »es hilft, die Welt durch den Rauch zu sehen«. Auch sie beschreiten den schmalen Pfad zwischen Pathos, Authentizität und Dilettantismus, der die Lyrik der deutschen Songtexter so oft ausmacht. Auch sie finden, »es gibt Aufgaben, die zu erfüllen wären«, so heißt es in dem Song Walter & Gail, »den Traurigen die Welt erklären«. Auch für sie ist Dichten Kompensation. Aber vor der deutschen Romantik retten sie sich hinaus in die Welt.