seitdem schmerzt mich die einsamkeit nicht mehr

alle neun jahre betreten das haus neun männer, damit ich sie von allem übel erlöse. ich höre ihre schritte oder ihre stimmen in der tiefe der steingalerien und eile ihnen frohlockend entgegen. die zeremonie dauert nur wenige minuten. einer nach dem anderen fallen sie, ohne dass blut an meine hände kommt. wo sie gefallen sind, bleiben sie liegen, und die leichen helfen eine galerie von den anderen unterscheiden. ich weiss nicht, wer sie sind, aber ich weiss, dass einer in seiner todesstunde prophezeit hat, einmal werde mein erlöser kommen. seitdem schmerzt mich die einsamkeit nicht mehr, denn ich weiss, dass mein erlöser lebt und sich am ende über den staub erheben wird. wenn mein ohr alle geräusche der welt vernähme, würde ich seine schritte vernehmen. wenn er mich doch an eine stätte brächte, wo weniger galerien und weniger türen sind. wie wird, so frage ich mich, mein erlöser sein? wird er ein stier sein oder ein mensch? wird er ein stier mit menschenantlitz sein? oder wird er sein wie ich?

die morgensonne funkelte vom bronzenen schwert. längst war keine spur von blut mehr daran. "kannst du das glauben, ariadne?" sagte theseus. "der minotaurus hat sich kaum gewehrt."
jorge luis borges, das haus des asterion
lost (Gast) - 17. Apr, 20:12

Borges - der blinde Seher

Ja, eine meiner Lieblingsgeschichten. Borges, Pessoa, Camus... Tote, die mich leben lassen...